Namibia, benannt nach der ältesten Wüste der Welt, ist Trockenphasen gewohnt. Doch kein Farmer kann sich an eine derartig schwere Dürre erinnern. Fast überall fiel 2018/19 allenfalls die Hälfte des Jahresschnitts an Regen. Auf BüllsPort sogar nur ein Fünftel…

Im Mai, nach dem offiziellen Ende der Regenzeit, rief Präsident Hage Geingob den nationalen Notstand aus. Im Norden Namibias konnte im Juni nur ein Bruchteil der sonst üblichen Ernte an Mais und Mahangu (afrikanische Perlhirse) eingefahren werden. In der Landesmitte und im Süden versuchten Farmer händeringend, ihr Vieh zu verkaufen – trotz verlustbringend niedriger Preise.

Die Schlachthöfe konnten die Mengen nicht bewältigen. Oft gab es lange Wartezeiten. Die Preise für Futter explodierten. Für manchen Farmer kam der Schlachttermin zu spät. Die Bilanz des Landwirtschaftsministeriums zu Jahresende: Von Oktober 2018 bis September 2019 verendeten landesweit rund 90.000 Stück Vieh.

Ein Fünftel des normalen Regens

Die Dürre traf BüllsPort besonders schwer. Die Regenzeit 2018/19 brachte insgesamt nur 24 mm Regen. Das ist ein Fünftel des Langzeit-Jahresschnitts, der bei bereits bescheidenen 120 mm liegt. Zum Vergleich: Der Wert der Landesmitte um Windhoek beträgt etwa 300 mm.

Aber nicht nur die Gesamtmenge ist entscheidend, auch die zeitliche Verteilung spielt eine Rolle. Wenn nach einem Regenfall die Grassaat keimt, der nächste Regen aber mehr als zehn Tage auf sich warten lässt, dann vertrocknen die jungen Halme wieder. Das ist schlimmer als gar kein Regen, denn auf diese Weise wird viel Saat „vergeudet“. Dabei sind Gräser bereits Meister in Schnellwuchs und Saatbildung – eine Anpassung an das Leben am Rande der Wüste…

Bestes Beispiel dafür war die Regenzeit 2016/17 auf BüllsPort. Mit 265 mm betrug der Gesamtwert zwar mehr als das Doppelte des Durchschnitts. Die Regenfälle waren jedoch von Oktober bis März so schlecht verteilt, dass sie kaum für Weide sorgten. Im Jahr zuvor (2015/16) fielen nur 98 mm, im Jahr danach (2017/18) gab es durchschnittliche 129 mm. Das Dürrejahr 2018/19 bildete damit den Tiefpunkt einer Durststrecke.

Dürre Ebene Farm BüllsPort Namibia

Von der Dürre gezeichnet: Ebene der Farm BüllsPort im südlichen Zentrum Namibias im Januar 2019. Foto: Sven-Eric Stender

Herde auf ein Zehntel reduziert

BüllsPort hat die Zahl seiner Rinder über die Jahre drastisch verringert. Im Jahr 2013 waren es 600 Stück, allerdings auch noch auf zwei Nachbar-Farmen verteilt. Im jetzigen Dezember sind es noch 57 – 39 Kühe und 18 Kälber, darunter vier ganz junge.

Füttern ist kostspielig. Weil die schwere Dürre ganz Namibia betrifft, muss BüllsPort Heu aus Südafrika kaufen. Ballen nehmen viel Platz ein. Damit treiben die Transportkosten den Preis zusätzlich in die Höhe.

Die verbliebenen 57 Rinder erhalten 550 kg Futter am Tag, die 23 Pferde benötigen 230 kg. Die Dürre verursacht allein aufgrund des fehlenden Grases auf BüllsPort Kosten in Höhe von 2.000 N$ pro Tag. Macht etwa 60.0000 N$ (knapp 3.700 Euro) im Monat.

Busch verfüttern

Viele Farmer nutzen mittlerweile ihren Busch als zusätzliche Futterquelle. Er hat einen ähnlichen Nährwert wie Heu. Auch BüllsPort hat in eine Häckselmaschine investiert und sieben Arbeiter zur Buschernte angestellt. Das reduziert die Kosten auf 1.400 N$ am Tag oder 42.000 N$ (knapp 2.600 Euro) im Monat.

Dürre Rinder Futter Buschhäcksel Farm BüllsPort Namibia

Gehäckselter Busch im Trog: Rinder bei der Fütterung auf BüllsPort. Foto: Sven-Eric Stender

Mit 39 Kühen kann kein Farmer in Namibia existieren. Und ohne ein zweites Standbein lässt sich eine Dürre finanziell nicht überstehen. BüllsPort hat seit 1994 seinen Gästebetrieb, der die Farm durch Zeiten der Trockenheit trägt. Auf einer Farm-Rundfahrt sehen und spüren Gäste, was es bedeutet, am Rande der Wüste zu farmen.

Dürre noch lange zu spüren

Bleibt wie jedes Jahr die Hoffnung auf eine gute Regenzeit. Im Oktober fielen 5,5 mm und im jetzigen Dezember 24 mm. Für gute Weide reicht das nicht. Allerdings stehen die aussichtsreichsten Monate noch bevor: In der Naukluft fällt der meiste Regen normalerweise in den Monaten Februar, März und April.

Selbst wenn die Regenzeit überdurchschnittlich gut ausfallen sollte, dürfte sich Namibia nicht so bald von dieser schweren Dürre erholen. Die Rinderherden werden sich nur allmählich wieder aufbauen lassen. Kühe stehen nicht zum Verkauf, weil jeder sie selbst benötigt.

Auch fehlt vielen Viehfarmern das Geld für ihren Betrieb: Kaum noch Rücklagen und geringe Einnahmen durch Schlachtvieh. In Südafrika ist die Lage ähnlich. Damit dürften Lebensmittel teurer werden, vor allem Fleisch. Das werden auch Namibia-Urlauber zu spüren bekommen, weil Unterkünfte notgedrungen ihre Preise anheben müssen.

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