Frühere Gäste auf BüllsPort hatten Verwandte in der Namibwüste. Zwischen Solitaire und der Küste. Das erfuhr BüllsPort in Windhoek von einem Besucher aus den USA. Er hatte sie im Juni auf einem Gewaltmarsch durch das Dünenmeer aufgespürt. Allerdings fand er nur noch ein paar ihrer täglichen Utensilien…
Kein Wunder. Denn die früheren Gäste auf BüllsPort und ihre Verwandten waren unsere Vorfahren. Sie hatten in der mittleren Steinzeit gelebt. Darunter versteht man einen Zeitraum von vor etwa 300.000 Jahren bis vor etwa 50.000 Jahren (siehe Wikipedia).
Und bei dem Besucher aus den USA handelt es sich um den Archäologen Dr. George Leader. Er hatte im Juni mit einem Team von Experten anderer Disziplinen die Namib durchquert. Von Solitaire bis zu einem Punkt südlich von Sandwich Harbour.
Mit einem Vortrag in der Namibia Wissenschaftlichen Gesellschaft in Windhoek berichtete er Mitte Juli von ersten Ergebnissen seiner Expedition. Leader forscht bereits seit 2022 in dem Gebiet südlich des Kuiseb-Riviers (Trockenflusses).
Tsondab führte Wasser in die Namibwüste
Genauer gesagt: Bei Narabeb. Das ist eine Pfanne in der Dünen-Namib. Rund 30 km südwestlich der Wüstenforschungs-Station Gobabeb, etwa 60 km östlich der Küste und 100 km nordwestlich von Solitaire.
Dort fand das Forscher-Team um Leader Schichten aus Sedimenten eines stehenden oder sehr langsam fließenden Gewässers. Eine Schicht entstand vor etwa 220.000 Jahren, eine weitere vor rund 130.000 Jahren.
Das stimmt grob mit den Phasen feuchteren Klimas überein, die aus der Forschung bekannt sind. Auch gibt es einen (Trocken-)Flusslauf, der in diesen feuchteren Phasen Wasser geführt haben muss: Der (Vorgänger des) Tsondab.
Der heutige Tsondab schafft es bei guten Regenfällen in seinem Auffanggebiet allenfalls bis ins Tsondab Vlei. Dort haben Dünen dem Tsondab in trockeneren Klimaphasen den Weg zum Atlantik versperrt.
Das Tsondab Vlei ist eine Pfanne wie das berühmte Sossusvlei (siehe ‚weitere Erlebnisse‘), das rund 100 km weiter südlich liegt. Dort hindern die höchsten Dünen der Welt das Tsauchab Rivier daran, die Küste zu erreichen.
Die Steinwerkzeuge, die man bei Narabeb bisher gefunden hat, passen sehr gut in diese Perioden. Denn anhand der Art dieser Werkzeuge und der Art ihrer Bearbeitung lassen sie sich eindeutig der mittleren Steinzeit zuordnen (vor etwa 300.000 Jahren bis vor etwa 50.000 Jahren, siehe oben).
Ist der Tsondab viel jünger als angenommen?
Allerdings wunderte sich Leader darüber, dass er keinerlei Werkzeuge aus der frühen Steinzeit fand. Darunter verstehen Archäologen die Periode von vor etwa 2,5 Millionen Jahren bis vor etwa 250.000 Jahren (siehe Wikipedia).
Denn der (Prä-)Tsondab gilt als sehr viel älter. Unsere Ur-Ahnen müssten also auch schon früher an seinen Ufern gelebt haben. Um ein genaueres Bild zu gewinnen, wollten Leader und sein Team den gesamten Unterlauf des (Prä-)Tsondab nach möglichen Spuren absuchen.
Daher also die Wanderung von Solitaire quer durch die Dünen-Namib bis zur Mündung des Prä-Tsondab am Atlantik. Und in der Tat stießen die Forscher in Pfannen zwischen den Dünen auf 55 Stätten, an denen Menschen gelebt hatten.
Wichtigstes Ergebnis der zwölftägigen Expedition: Überall fand Leader ausschließlich Werkzeuge aus der mittleren Steinzeit. Funde aus der frühen Steinzeit gibt es ihm zufolge nur weiter nördlich, am Kuiseb Rivier (Trockenfluss).
Daraus ergeben sich auch für Geologen spannende Fragen: Ist der Tsondab vielleicht sehr viel jünger als bisher angenommen? Und gab es eine ältere Landschafts-Formation, die der Forschung bisher entgangen ist?
Den Vortrag von Dr. George Leader in der Namibia Wissenschaftlichen Gesellschaft findet man auch auf YouTube.
Auf dem Archäologischen Trail zurück in die Steinzeit
Dem heutigen Gast von BüllsPort stellt sich eine ganz andere Frage. Narabeb ist etwa 150 Kilometer entfernt, die neuen archäologischen Fundstätten liegen noch weiter westlich. Was hat das ganze also mit BüllsPort zu tun?
Ganz einfach. Der Tsondab führt direkt an der Lodge und am Campingplatz von BüllsPort vorbei. Auf der Felskuppe von Bull’s Head befindet sich die ‚Lodge‘ unserer Vorfahren: Eine Höhle mit Blick auf den Tsondab. Keine 3 Kilometer von der Lodge und keine 300 Meter vom Campingplatz entfernt.
An vielen Stellen hat man Steinwerkzeuge gefunden. Flüsse waren stets Lebensadern für Tier und Mensch. In trockenen Gebieten zieht das Wild stets dorthin, wo Weide zu finden ist.
Der Jäger und Sammler zieht ihm hinterher. Daher geht BüllsPort davon aus, dass seine damaligen ‚Gäste‘ auch Kontakt zu ihren Zeitgenossen am unteren Lauf des Tsondab hatten.
Spannend für die heutigen Gäste von BüllsPort ist, sich in die damalige Welt zurückzuversetzen. Ein Archäologischer Wanderweg im Wander-Paradies von BüllsPort führt zu Stätten mit Blick über die Ebene im Osten und das Tal des Tsondab im Naukluft-Gebirge. Ideale Punkte, um nach Wild Ausschau zu halten und die Jagd zu planen.
Wer mag, kann auch einen Abstecher zur Höhle auf der Kuppe des Bull’s Head machen. Ein Info-Blatt zum Mitnehmen hilft, dem gut markierten Weg zu folgen. Es weist auf die Stätten hin und lässt die Welt unserer Vorfahren aufleben.
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