Riesenproblem am Schaf-Posten Berghoek: Das Kabel der elektrischen Back-Up-Pumpe im Bohrloch ist gerissen. Pumpe, Kabel und Metallrohre der Windpumpe lassen sich nicht heraufziehen. Damit ist das Bohrloch völlig blockiert. 540 Schafe (mehr zur Schafzucht) ohne Wasser, rund 1.000 Hektar Weide nicht nutzbar – ein mittleres Desaster!
Kein Wasser vor Mitte Januar?
Was tun? Ein neues Bohrloch kostet ein kleines Vermögen: 10.000 N$ für Anfahrt und Aufstellung des Bohrgeräts. 300 N$ für die Bohrung und 300 N$ für die Verschalung – jeweils pro Meter. Macht bei der Tiefe des jetzigen Bohrlochs von 54 m insgesamt rund 42.000 N$ (Betrag in Euro nach aktuellem Wechselkurs; 1 N$ = 1 Südafrikanischer Rand). Wobei nicht garantiert ist, dass die Wasserader gleich wieder getroffen wird…
Und noch schlimmer: die Frage nach dem Wann. Zurzeit sind landesweit nur zwei Bohr-Mannschaften unterwegs. Um das Gerät nicht unnötig weit hin und her fahren zu müssen, werden Aufträge stets Gebiet für Gebiet abgearbeitet. Das bedeutet in der Regel zwei, drei Monate Wartezeit. Mit einer Bohrung wäre daher nicht vor Mitte Januar zu rechnen.
Selbst ist der Farmer – und kreativ!
Da gibt es nichts: Das Problem muss selbst gelöst werden – wie so viele Probleme, bei denen man in der Stadt den Handwerker rufen würde. Nach mittlerweile fast 40 Jahren als aktiver Farmer ist Ernst Sauber ein Meister darin, Lösungen auszutüfteln.
Erster Schritt: Eingehende Inspektion. Aha: Mehrere Meter Kabel sind hinabgefallen und haben sich offenbar zwischen Pumpe und Bohrlochverschalung verklemmt. Wie kann man diesen Kabelsalat in 50 m Tiefe zu fassen kriegen und heraufziehen?
Im Bohrloch nach Kabeln angeln
Zweiter Schritt: Das passende Werkzeug beschaffen. Nein, nicht beim Baumarkt Pupkewitz oder Farmgroßhändler Agra im 230 km entfernten Windhoek. Wozu hat man eine Werkstatt? Aus Eisenstangen schweißt Ernst einen Spieß mit Widerhaken zusammen.
Dritter Schritt: Fröhliches Kabelangeln. Zurück am Bohrloch, lassen Ernst und sein Arbeiterteam ihn vorsichtig hinunter. Als der Spieß fühlbar Bodenkontakt hat, drehen sie ihn und ziehen ihn testend etwas nach oben. Mehrere Versuche schlagen fehl. Da! Beim Ziehen ist deutlich mehr Widerstand zu fühlen…
Mit Geduld und Spucke…
Nun lassen Ernst und sein Team vorsichtig die Metallrohre der Windpumpe ein Stückchen weit hinunter, damit sich das verklemmte Kabelgewirr lösen kann. Vorsichtig ziehen sie alles zusammen wieder ein wenig nach oben – klappt! Aber nur ein paar Meter weit. Schon klemmt es wieder.
Ok, nochmal Rohre etwas hinunterlassen, wieder alles anziehen… Mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl gelingt es schließlich, die Pumpe aus dem Bohrloch zu ziehen. Yes! Erleichtert wischt sich Ernst Sauber den Schweiß von der Stirn. Das eiskalte Windhoek Lager am Abend hat er sich verdient! Ach ja, übrigens: Wir haben heute Sonntag…
Rein – raus – rein
Am nächsten Tag reinigt Farmassistent Lüder Meyer das Bohrloch und setzt die Windradpumpe wieder in Betrieb. Die Wetteraussichten sind günstig: Der bereits seit Wochen stark wehende Wind dürfte noch ein paar Wochen anhalten. So wird die elektrische Pumpe als Back-up bei Windstille erst einmal nicht benötigt.
Mit der nächsten Versorgungsfahrt bringt Johanna Sauber sie nach Windhoek, wo sie repariert und mit neuem Kabel versehen wird. Nach dem Abholen in drei, vier Wochen heißt es dann am Bohrloch: Gestänge und Rohre wieder raus, Pumpe rein, Gestänge und Rohre wieder rein. Aber nicht wieder an einem Sonntag…
Geschichten, die das Farmerleben schrieb
Geschichten wie diese können Gäste auf einer Farm-Rundfahrt zu hören bekommen (mehr dazu unter Erlebnisse). Und dabei erfahren, wie man am Rande der Wüste (durchschnittlich 220 mm Regen im Jahr) nachhaltig Schafe züchtet und Pferde hält.
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